Schmerzende Narben und was man dagegen tun kann

Narbengewebe ist kein vollwertiger Ersatz für gesundes Gewebe. Es fehlen Nerven und Pigmentzellen und das Gewebe ist weniger elastisch als gesundes Gewebe. Das kann zu Schmerzen, Spannungsgefühlen, Kribbeln, Jucken, Wetterfühligkeit oder Taubheitsgefühlen rund um die Narbe führen. Meist kann der Betroffene gut mit den erträglichen Beschwerden leben, manchmal werden die Schmerzen aber unerträglich und schränken die Bewegungsfreiheit und Lebensqualität des Patienten ein.

In diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden, denn schmerzende Narben können behandelt werden.

Die Behandlung von schmerzenden Narben kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. In einem ersten Schritt kann versucht werden, Narbenschmerzen mit einfachen Mitteln zu lindern. Regelmässige Narbenmassage und die Anwendung von Narbensalben oder Narbenpflastern macht das Gewebe geschmeidig. Spannungsgefühle und Berührungsschmerzen können dadurch gelindert werden. Manche Narbenschmerzen lassen sich mit dieser einfachen Therapie aber nicht behandeln. Hier kann eine Schmerzklinik weiterhelfen. Mögliche Therapieansätze sind:

Physiotherapie

In der Physiotherapie können schmerzhafte Verklebungen des Narbengewebes gelöst werden. Durch gezielte Narbenmassage und Bewegungsübungen wird die Beweglichkeit des Gewebes verbessert und Spannungsschmerzen lassen nach.

Kompressionstherapie

Bei Verbrennungen, aber auch bei keloiden Narben wird Kompressionskleidung eingesetzt, um das Narbengewebe zu glätten und weicher zu machen. Der Druck von aussen lässt keine starken Wucherungen zu, schmerzende Narben können verbessert werden.

Narbenunterspritzung

Sind alle konservativen Behandlungsmethoden wie Narbenpflaster, Kompressionstherapie und Physiotherapie bei einer schmerzenden Narbe gescheitert, können invasive Methoden in Betracht gezogen werden. Dazu gehört auch die Narbenunterspritzung. Bei Keloiden wird häufig Kortison verwendet, um das Narbengewebe schrumpfen zu lassen. Schmerzen durch Scheuern der Narbe an der Kleidung können so verringert werden.

Eine relativ neue Methode ist die Neuraltherapie, die erst 2011 in die Pflichtleistung der Grundversicherung aufgenommen wurde. Hier muss man sich vor Augen führen wie Narbenschmerzen entstehen. Beim Durchtrennen der Haut werden Schmerzreize ausgelöst. Nach jeder Operation oder Verletzung sind Schmerzen normal und verschwinden dann im Verlauf von Tagen oder Wochen. Liegt eine Störung der Nervenfunktion vor, können die Schmerzen bestehen bleiben, obwohl die Narbe schon längst verheilt ist. Hier kann die Narbenunterspritzung mit schwachen Betäubungsmitteln (z.B. Procain) helfen. Sofort nach der Unterspritzung bleiben die Narbenschmerzen weg. Die Behandlung muss mehrere Male wiederholt werden, bis der Schmerz dauerhaft ausbleibt. Durch die Unterbrechung des Schmerzkreislaufs kann sich die Reizweiterleitung normalisieren, die Narbenschmerzen bleiben aus.

Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch TENS Schmerztherapiegeräte, welche über Elektroden schwache elektrische Stösse zur Nervenstimulation abgeben. Inwieweit sich TENS Geräte zur Behandlung der schmerzenden Narbe eignen, sollte in jedem Einzelfall mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Operative Narbenkorrektur

Schmerzende Narben können operativ korrigiert werden. Das Narbengewebe wird ausgeschnitten und die Haut wieder vernäht. Hier wird darauf geachtet die Haut möglichst spannungsfrei zusammenzunähen, damit Bewegungseinschränkungen behoben werden können. In Spezialkliniken können Narben mit Spannungsschmerzen auch verlegt werden (Z- oder W-Plastik). Grossflächige Narben können durch eine Eigenhaut-Transplantation korrigiert werden. Zu beachten gilt, dass sich schmerzende Narben nicht entfernen lassen, es bleibt auch nach der Operation eine Narbe zurück, das Ergebnis und die effektive Schmerzlinderung sind nicht voraussehbar. Bei Keloiden Narben wird eher von erneuten Operationen abgeraten weil die Gefahr einer erneuten Keloidbildung sehr gross ist.

Psychotherapie/ Psychiatrie

Schmerzende Narben sind mehr als ein körperliches Leiden. Die ewigen Narbenschmerzen schlagen auch auf die Psyche. So haben 40-50% der Schmerzpatienten depressive Störungen. Schmerzende Narben können auch zu einem sozialen Rückzug führen. Patienten mit Narbenschmerzen werden deshalb häufig auch psychologisch betreut.