Weshalb Narben an Ohrläppchen, Brustbein und Nacken besondere Aufmerksamkeit brauchen

Während Verletzungen der oberen Hautschicht meist ohne sichtbare Narbe abheilen, entsteht bei Verletzungen der Lederhut (Dermis) immer eine Narbe. Im Idealfall ist sie schmal, hell und unauffällig. Bei der Narbenbildung kann es aber auch zu Störungen kommen. Die Narbe wird erhaben, wulstig und wächst über den ursprünglichen Wundrand hinaus. Bei manchen Patienten ist deshalb eine vorbeugende Narbenbehandlung sinnvoll.

Keloid
Narben können überall wulstig werden – häufig sind aber Narben an Ohrläppchen, Brustbein oder Nacken davon betroffen.

Das Keloid – störend aber gutartig

Wächst eine Narbe über das normale Hautniveau hinaus, sind Betroffene häufig beunruhigt. Die gute Nachricht ist, dass Narbenwucherungen nicht bösartig sind. Für die meisten Patienten sind sie aber störend. Entweder weil sie als unästhetische empfunden werden, oder weil sie an der Kleidung reiben und allenfalls auch schmerzen. Es gibt zwei Arten von überschiessenden Narben.

Relativ häufig ist die hypertrophe Narbe, die zwar über das Hautniveau hinauswächst, aber auf die ursprüngliche Fläche der Narbe begrenzt ist. Sie bildet sich in der ersten Phase der Narbenreifung, innert Wochen oder Monaten nach der Wundheilung.

Seltener ist das Keloid. Es tritt frühestens 6 Monate nach der Verletzung auf, wobei es sich auch um Bagatellverletzungen handeln kann (z.B. Insektenstich). Das Narbengewebe wächst nicht nur in die Höhe, sondern überschiesst das ursprüngliche Narbenareal auch seitlich.

Risikofaktoren für ein Keloid

  • Besonders häufig entsteht ein Keloid an Ohrläppchen, Sternum (Brustbein) und Nacken, es kann aber auch an allen andern Stellen des Körpers auftreten.
  • Je stärker pigmentiert die Haut ist, desto grösser ist das Risiko für ein Keloid.
  • Es gibt eine genetische Prädisposition.
  • Eine verzögerte Wundheilung von über 21 Tagen.
  • Zugbelastung der Narbe in den ersten 8 Wochen.
  • Sonnenexposition der frischen Narbe.

Wer sollte vorbeugen

Vorbeugen ist immer besser als heilen, das gilt auch für das Keloid. Folgende Personen sollten nach Verletzungen und Operationen vorbeugen, um die Entstehung eines Keloids möglichst zu verhindern.

  • Patienten die bereits einmal ein Keloid entwickelt haben.
  • Personen in deren Familie vermehrt Keloide auftreten.
  • Bei Narben an Schulter, Nacken, Ohrläppchen und Brustbein.
  • Bei Narben nach verzögerter Wundheilung oder Wundinfektionen.

Keloide vorbeugen und behandeln ohne Spritze

Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden um Keloide vorzubeugen und zu behandeln. Injektionen mit geeigneten Wirkstoffen sind eine wirkungsvolle, aber bei Patienten unbeliebte Form um Keloide bereits in der Anfangsphase zu behandeln.

Eine neue Studie (1) hat gezeigt, dass eine invasive Therapie auch nicht unbedingt notwendig ist. Die an der Studie teilnehmenden Patienten hatten alle mindestens zwei Keloide. Eines wurde mit einem Silikonnarbenpflaster und einer Creme mit Clobetasolprpionat behandelt, ein anderes mit Triamcinolon Injektionen. Die Ergebnisse waren nahezu gleich. Die Patienten haben aber angegeben, dass sie die Behandlung mit dem Silikonnarbenpflaster den Injektionen vorziehen.

Neben der vorbeugenden Narbenbehandlung mit Silikonnarbenpflastern, kann man das Risiko für ein Keloid auch mit folgenden Verhaltensweisen vorbeugen.

  • Sprechen Sie Ihren Arzt vor Eingriffen auf eine bekannte Keloid-Neigung an. Er kann auf einen spannungsfreien Wundverschluss und eine geeignete Schnittführung achten.
  • Halten Sie Wunden durch Desinfizieren und Abdecken sauber, um eine schnelle, problemlose Wundheilung zu begünstigen.
  • Schützen Sie frische Narben vor Zug und Druck. Vermeiden Sie deshalb auch für mindestens 4-8 Wochen sportliche Aktivitäten.
  • Schützen Sie frische Narben durch Abdecken vor der Sonne (Z.B. Scarban oder Juzo Narbenpflaster mit UV-Schutz 50+). Ältere Narben kann man mit einer Sonnencreme mit hohem UV-Schutzfaktor schützen.
  • Gehen Sie zu einem Hautarzt, sobald eine Narbe beginnt über die Wundränder hinaus zu wachsen. Es ist schwieriger ein Keloid zu behandeln als es frühzeitig im Wachstum zu stoppen.

Selbstverständlich gibt es keine Garantie, dass die Prävention erfolgreich ist. Manchmal reichen alle Bemühungen nicht aus, was nicht auf persönliches Versagen zurückzuführen ist.


Quelle:

Norazirah Md Nor et al.: A Randomized, Single-Blind Trial of Clobetasol Propionate 0.05% Cream Under Silicone Dressing Occlusion Versus Intra-Lesional Triamcinolone for Treatment of Keloid. Clin Drug Investig (2017) 37:295–301 Link: https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs40261-016-0484-x