Keloid – wenn die Narbe wuchert

Wuchernde Narben, sogenannte Keloide, sind nicht gefährlich, können die Betroffenen aber stören. Mit einer Kombination verschiedener Behandlungsmethoden, lassen sich die Narbengrösse reduzieren und Beschwerden lindern. Bereits nach 3-6 Monaten sollte sich eine deutliche Besserung einstellen.

Keloid

Definition Keloid

Ein Keloid ist eine hart-elastische bis harte Wucherung von gerötetem Narbengewebe. Das Gewebe wächst nicht nur in der Höhe über das normale Hautniveau hinaus, sondern überschiesst das ursprüngliche Wundareal auch seitlich.

Ein Keloid ist gutartig, kann aber als unästhetisch empfunden werden. Reibung durch Kleidung kann unangenehm bis schmerzhaft sein. Meist treten Keloide im Bereich von Brust, Rücken, Ohrläppchen, Nacken und Schulter auf.

Ein Keloid ist von einer hypertrophen Narbe zu unterscheiden, die zwar über das Hautniveau hinauswächst, aber auf das ursprüngliche Narbenareal begrenzt ist. Anders als ein Keloid bildet sich eine hypertrophe Narbe häufig von selbst zurück.

Ursache

Im Vergleich zur normalen Narbenreifung wird bei einem Keloid vermehrt Bindegewebe gebildet. Die genaue Ursache dafür ist noch nicht bekannt. Selbst kleinste Verletzungen, an die sich der Patient nicht einmal mehr erinnert, können mehr als 6 Monate nach der Verletzung zu einer Keloid-Bildung führen. Eine genetische Disposition, sowie eine dunkle Hautfarbe erhöhen das Risiko für ein Keloid.

Wundinfektionen und eine verzögerte Wundheilung spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von wuchernden Narben.

Störend aber ungefährlich

Ob man ein Keloid behandeln muss, hängt von den Einschränkungen ab, die es verursacht. Da die Wucherung gutartig ist, kann man sie unbehandelt lassen, wenn sie den Betroffenen nicht stört. Aus Studien weiss man aber, dass die meisten Patienten entweder unter Juckreiz oder Schmerzen leiden und die Wucherung an der Kleidung reibt, oder die Funktion der Gelenke beeinträchtigt. Insgesamt ist die Lebensqualität stark eingeschränkt, was der wichtigste Grund für eine Behandlung ist.

Therapieoptionen kombinieren für gutes Ergebnis

Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein Keloid zu behandeln. Bewährt hat sich eine Kombination von verschiedenen Anwendungen. Die gewählte Therapie wird für 3-6 Monate durchgeführt. Haben sich die Symptome oder die Grösse des Keloids bis dahin nicht deutlich verbessert, sollte die Behandlung umgestellt, oder mit andern Massnahmen kombiniert werden. Es gibt folgende Therapieansätze:

Silikonnarbenpflaster bei Keloid

Silikonnarbenpflaster schliessen die Narbe dicht ab, sodass die Hautfeuchtigkeit und Wärme zurückbehalten wird. In dieser warmen, feuchten Umgebung schreitet die Narbenreifung schneller voran und die Narbe schrumpft. Dicke Silikonpflaster, welche die Narbe seitlich deutlich überragen, erzeugen ausserdem eine Kompressionswirkung.

Bei ausgeprägten Keloiden können Narbenpflaster mit Kompressionskleidung kombiniert werden.

Kompressionstherapie

Kompressionsanzüge beeinflussen die Mikrozirkulation der Haut und unterstützen die Narbenreifung. Die Kompressionstherapie erfolgt während 6-24 Monaten und kann auch vorbeugend eingesetzt werden, wie es z.B. nach Verbrennungen Standard ist. Meist wird die Kompressionstherapie nach der operativen oder Laser-Behandlung des Keloids eingesetzt, um ein Rezidiv vorzubeugen.

Medikamentöse Therapie

Glukokortikosteroide reduzieren das Narbenwachstum. Die Behandlung ist in vielen Fällen erfolgreich, die Injektion aber schmerzhaft. Am erfolgreichsten ist die Injektion in Kombination mit der Kryotherapie.

Andere Medikamente zeigen keine ausreichende Wirkung und werden deshalb nicht empfohlen.

Chirurgische Behandlung

Es mag unsinnig erscheinen, bei einem Keloid eine erneute Operation durchzuführen. Die chirurgische Behandlung ist aber in vielen Fällen erfolgreich. Dies einerseits, weil die Narbe dabei von Druck entlastet wird. Andererseits wird die Operation so durchgeführt, dass eine schnell heilende Wunde entsteht. Keloide treten nämlich häufig nach einer verzögerten Wundheilung auf, was nach einer geplanten Operation meist vermeidbar ist.

Kryotherapie

Bei der Kryotherapie wird das Keloid mit Kälte behandelt. Dadurch verändert sich das Gewebe und stirbt langsam ab. Die „Vereisung“ muss meist wiederholt werden, bis sich die Narbe vollständig auf das ursprüngliche Hautniveau zurückgezogen hat. Als Folge der Kryotherapie bilden sich Blasen und eine nässende Wunde, die gepflegt werden müssen. Erst wenn die Haut wieder verheilt ist, ist eine erneute Kältebehandlung möglich.

Lasertherapie

Bei der Lasertherapie werden die Zellen durch Laserstrahlen zerstört und in den folgenden Wochen vom Körper abgebaut. Um eine erneute Keloidbildung vorzubeugen, sollte die Lasertherapie immer mit andern Behandlungsmethoden wie Glukokortikosteroidinjektionen oder Kompressionstherapie angewendet werden.

Keloid vorbeugen

Wer schon einmal ein Keloid hatte, kann mit verschiedenen Vorsichtsmassnahmen vorbeugen.

  • Verletzungen, z.B. bei der Gartenarbeit, mit geeigneter Schutzkleidung (Handschuhe, langärmliger Pullover, Hut) vorbeugen.
  • Keine Piercings, Tätowierungen machen lassen.
  • Verletzungen desinfizieren, sauber abdecken und schonen, damit sie möglichst schnell und problemlos verheilen.
  • Selbst bei kleinen Verletzungen vorbeugend ein dickes Silikonnarbenpflaster anwenden.
  • Vor Injektionen oder Operationen das medizinische Personal immer auf die erhöhte Keloidneigung hinweisen.